#Hasennase, Anna, Gedanken, Life

BFF | my first best friend forever

BFF = Best Friend Forever!

Mein kleiner Sohn hat eine Freundin, sie heißt Carla. Die beiden kennen sich schon Emils halbes Leben lang. Carla ist mittlerweile sechs, Emil vier und er liebt und bewundert sie wahnsinnig. Sie ist genau das, was Männer auch später an Frauen toll finden: Selbstbewusst, wild, laut, lustig und dabei unfassbar niedlich und frech! Wenn sie die Treppe runtergepoltert kommt, so wenig Ladylike wie man als Mädchen nur sein kann und einen mit ihren wilden Sommersprossen und den Erdbeerblonden Haaren ums strahlende Gesicht angrinst (momentan zum schreien putzig mit ihren zwei fehlenden Vorderzähnen), dann geht nicht nur Emil das Herz auf.

Anfangs trafen wir uns hin- und wieder auf dem kleinen Spielplatz vor unserer Tür. Emil konnte außer „Dada, Mama und Papa“ noch nicht wirklich sprechen, aber das war Carla egal. Sie war nämlich schon mit vier so cool, dass sie es nicht uncool fand, mit einem kleinen Babyjungen zu spielen. Die Beiden wurden schnell „Sandkastenfreunde“. Emil nannte sie damals immer „Dahla“, zu mehr reichte sein Wortschatz einfach noch nicht aus. Neben dem Aspekt, dass es wohl Emils erste große Liebe und auch seine erste allerbeste Freundin war,  gab es das nicht gerade unwichtige andere Detail: Carlas Eltern.

Die waren uns nämlich mindestens genauso sympathisch wie deren Minime und ihre mittlerweile zweijährige coole, wildgelockte, rothaarige Schwester Cleo. So ein Doppelmatch ist heutzutage fast wie ein sechser im Lotto, ein echter Glücksgriff! Ich meine, wo findet man das denn schon, dass sich die Väter, die Mütter und die Kinder gleichermaßen gut verstehen? Wenn der Mann unterwegs war, schlurfte ich abends regelmäßig im Schlafanzug auf ein Glas Wein rüber (oder umgekehrt), das Babyphone im Gepäck. Hatte mein (oder Johannes) Flieger Verspätung, kein Problem – Birgit nahm Emil nach der Kita mit Heim. Wenn ich dann kam, öffnete er mir gemeinsam mit Carla (beide meist geschminkt oder im Feenkostüm) glückselig die Tür… Perfect Match!

© Tremark

Am Wochenende wurde gemeinsam gebruncht oder geluncht, die Männer trafen sich zur Spielplatzrunde oder zum Fussi schauen, Sonntagsausflüge ins altmodische Freibad oder in ihre so wunderschöne Gartenlaube, gemeinsame Urlaube am Meer oder einfach Weinlastige Abende mit nicht enden wollenden Gesprächen. Wir scherzten schon immer, dass Emil und Carla dann in 20 Jahren zusammen wohnen und ihre momentanen Traumberufe ausführen: Müllmann liebt Frisörin… Ich sag´s ja – Perfect Match!

Das Ganze hört sich ziemlich gut an, oder? Wäre da nicht dieser kleine Aspekt, dass Carla samt Cleo und ihren Eltern seit ein paar Wochen nicht mehr nebenan wohnen. Sie wohnen auch nicht mehr ein paar Straßen weiter oder am Stadtrand , sie leben jetzt in Berlin. Immer noch ein Katzensprung mit dem Zug, aber eben nicht mehr nebenan.

Die Lücke ist riesig und es vergeht kein Tag, an dem wir uns nicht schrecklich vermissen. Klar, wir können uns jetzt immer gegenseitig besuchen, ich liebe Berlin, Ausflüge mit der Familie sowieso, aber mal eben im Schlafanzug abends zur Freundin rüber, das mochte ich noch mehr und fehlt mir jetzt. Ach, eigentlich fehlt mir alles…

Wir schicken uns neuerdings ständig Bilder, auf denen wir jetzt eigentlich zusammen sein müssten, in unserem Lieblings Café, mit unserem Lieblingswein, auf dem Spielplatz und und und…

Es klingt jetzt übertrieben und wahnsinnig pathetisch, aber ich fand es einfach so schön und so schön einfach. Ich bin nicht der Mensch, der jede Woche drei neue Freundschaften knüpft, selbst auf Facebook nicht. Ich brauche immer Zeit, um Jemanden wirklich „reinzulassen“ in meinen Inner Circle und wenn dann diese auserwählte Person im innersten Kreise ist, dann möchte ich diese Freundschaft gern ein Leben lang erhalten. Die meisten meiner Freundinnen kenne ich weit über zehn Jahre, manche sogar schon ein halbes Leben lang. Ich mag es, sich so gut zu kennen, dass man gemeinsam schweigen kann und über Dinge lacht, die niemand sonst versteht oder lustig findet. So wie bei Emil und Carla eben, die sich beide stundenlang über den gleichen, überhaupt nicht lustigen Pups beömmeln können… #Friendshipgoals eben. Klar, wir werden uns auch weiterhin besuchen und sehen, der nächste gemeinsame Urlaub ist auch längst gebucht und vergessen werden wir einander sowieso niemals, aber ich mochte dieses dörfliche, nachbarschaftliche Gefühl…

Was ich besonders schade finde, ist die Tatsache, dass unsere Kinder nicht mehr zusammen aufwachsen, so Tür an Tür. Dass ich nicht mehr jeden Tag an Carlas Wackelzahn drehen und wackeln darf, bis er dann auf einmal ausgefallen ist, dass ich Cleo nicht mehr schon von weitem rufen höre: „Aaaaaannaaaaaaa! Haaanniiissss! Eeeeemiiiiil!“ und sie anschließend Runde um Runde durch unsere Wohnung rennt und dabei aussieht wie eine kleine Ente, weil sie ihre Ärmchen dabei immer so lustig anwinkelt – wer weiß, wie lange sie das noch tut… Ich hab mich so oft an meine Kindheit in der Kleinstadt erinnert gefühlt, dieses richtige Gefühl von Freundschaft und Familie, Tür an Tür. Hab gehofft, dass mein Kind auch kein Handy braucht, um seine Freunde zu sehen, weil er einfach nur „klingeln statt „whatsappen“ braucht.

Ihr fehlt…

P.S. Gestern hat Emil gefragt, als wir an Carlas ehemaligem Zuhause vorbeifuhren: „Wann ziehen wir um? Carla ist gerade auch umgezogen, wann ziehen wir um?“ Ich guck mal eben, wann das nächste freie Wochenende ist, wir brauchen Besuch aus Berlin!

 

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8 Kommentare

  • Antwort Mara 28. Februar 2017 um 13:20

    Total süß geschrieben und ich finde es gut wie ihr ihn ermöglicht seine Sandkastenfreundin weiterhin zu sehen.Ich hatte das Glück,dass mein erster Sandkasten-Bester-Freund noch näher zu mir gezogen ist und wir immer noch befreundet sind und jetzt die gemütlichen Bierabende von unseren Eltern übernommen haben. ❤

  • Antwort Anna-Luisa 28. Februar 2017 um 13:35

    Liebe Anna,
    ach ist es mal wieder schön deine Texte zu lesen, ich kann es so gut nachvollziehen und doch habe ich gerade auch ein kleines Tränchen im Auge. Ich habe zwar keine Kinder, doch bin auch ich vor nun fast 4 Jahren nach Hamburg gezogen und habe hier 3 wirklich tolle, innige Freundschaften geschlossen. Ich brauche auch nicht ein dutzend Leute, die in meinem alltäglichen Leben mitspielen, nein.. für meinen Alltag reichen mir meine drei Mädels sowie mein allerliebster Freund, die mich Tag für Tag glücklich machen. Es ist einfach schön, wenn du weißt, dass egal was ist, egal wie du aussiehst oder egal was man für einen Blödsinn angestellt hat oder anstellen möchte, du brauchst noch nicht einmal durchrufen, sondern klingelst einfach an der Tür und deine Freundin hat dir schon ein Glas Wein eingeschenkt, bevor du überhaupt die Wohnung betreten hast. 😉 Bald wird es so sein, dass alle 3 nicht mehr in Hamburg sein werden, eine lebt schon in Berlin, eine wird nach London gehen und eine in die Schweiz und bis auf Berlin ist das alles so verdammt weit weg 🙁 Ich bin jeden Tag so unfassbar traurig darüber, weil es einfach unglaublich schwierig ist, eine wirklich gute Freundin zu finden, mit der du alles teilen kannst und vor allem alles teilen möchtest. Ich wünsche deiner kleinen Hasennase auf jeden Fall, dass er ganz schnell eine genauso gute Freundin wie Carla finden wird, es sei ihm gegönnt! Danke dir für diesen schönen Text, der mal wieder ans Herz ging und mich an ganz viele tolle Momente mit meinen Mädels erinnert hat. In diesem Sinne trinke ich jetzt glaube ich ein Glas Wein, zum Mittag darf man das ab und zu ja mal machen;)

  • Antwort Django 28. Februar 2017 um 13:39

  • Antwort Chrissi 1. März 2017 um 0:33

    Ach Anna… das hast du so schön geschrieben dass ich nun schon seit einer Stunde weine! Es ist so traurig! Kann Carla nicht wieder zurück kommen? Was machen die denn in Berlin? Wie kann man denn überhaupt von Hamburg nach Berlin ziehen? Ach man das tut mir so leid!
    Ich drücke dich und Emil und hoffe ihr bekommt bald Besuch aus Berlin ???

  • Antwort Saskia 2. März 2017 um 16:57

    Hallo Anna,
    ich kann das sehr gut nachvollziehen, denn ich brauche auch immer länger, um richtige Freundschaften zu entwickeln und leider musste ich es aufgrund von Umzügen doch immer wieder machen und habe es auch geschafft. Umso schöner ist es dann, wenn ihr Emil es ermöglicht, seine Sandkastenfreundin weiterhin zu sehen und auch ist es schön, dass in Zeiten wie heute es noch einfacher ist, in Kontakt zu bleiben, aber es ist dann doch eben nicht das selbe..

  • Antwort Theresa 5. März 2017 um 15:51

    ❤️

  • Antwort Mara 10. Juni 2017 um 10:29

    Hallo Anna,
    Hab gerade diesen Eintrag zum X-ten Mal gelesen und finde ihn immer noch so schön und traurig zu gleich! Ich habe das wahnsinnige Glück,dass mein bester Freund nur 5 Minuten weg wohnt und unsere Eltern schon immer beste Freunde waren. Wir sind mehr aufgewachsen wie Geschwister,waren immer das einzige Mädchen oder der einzige Junge auf den Kindergeburtstagen,kennen die besten Freunde des anderen auch und gehören immer irgendwie zu Geburtstagen und anderen Sachen dazu, auch webn wir sobat niemanden dort kennen.Sollte er irgendwann mal weit wegziehen,würde eine kleine Welt für mich zusammenbrechen.?

  • Antwort Tanja 1. Oktober 2017 um 14:11

    Das hast du sooo schön geschrieben, liebe Anna… ❤️

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